Show wird zu „Schauen“
Wie bewertet man das? Das war die Frage, die sich einige der Zuschauer auf den Rängen der Sporthalle Königswiesen stellten. Die Showgruppen, die beim Rendezvous der Besten auftraten, hätten unterschiedlicher nicht sein können: Rope-Skipping, Dance-Show, Auftritte, in denen akrobatische Elemente hervorstechen, eine Mini-Tramp-Nummer. Was sie gemeinsam hatten? Sie zogen allesamt die Aufmerksamkeit der prall gefüllten Zuschauertribüne in ihren Bann. Und: Die glühende Begeisterung für Tanz und Show war den Sportlerinnen und Sportlern ins Gesicht geschrieben.
Es verwundert, wie unterschiedlich die Emotionen sind, die der Show-Sport hervorbringen kann. Vor den Kulissen einer orientalischen Fantasiewelt wurde eine einfühlsame Liebesromanze erzählt. Doch auch der Clash of Cultures kann durch Tanzchoreografie dargestellt werden: Ein Bayer erzürnt die Händler eines Bazars. Eine Dult-Breze rettet den Frieden. Ironie und Witz war das Element einer weiteren Gruppe: Eine trottelige Feuerwehr mit veraltetem Fuhrpark kämpfte gegen zwei Feuerteufel. Dabei ging es über zwei Minitramps und einen Kasten – in allen möglichen und unmöglichen Variationen. Ein Feuerwehrmann wird dabei vom Kasten verschluckt. Schauer-Romantik verbreitete eine Show, bei der zerbrechliche Porzellanpuppen plötzlich zum Leben erwachen und mit der Protagonistin in Interaktion treten. Das kleine Mädchen, das sie aus dem Schlaf wecken, wird zum Bestandteil ihrer Puppen-Choreo, ehe die Porzellan-Wesen wieder in ihren Ausgangsposen erstarren. Boxer trainieren die Ausdauer gerne mit Seilsprüngen. Die Rope-Skip-Nummer während der Rendezvous macht es anders: Sie verwandelt ihre hochakrobatische Seilspring-Kunst in einen Boxkampf. Zu Beginn bilden die Seile der Skip-Sportlerinnen den Ring. Die Champions treten in Boxhandschuhen auf und deuten einige Schläge an. Der Boxkampf gleitet in eine immer wildere Seilsprung-Nummer über. Schon sieht man das in hoher Frequenz geschwungene Seil nicht mehr, in dem die Mädchen sich bewegen, als wären sie Break-Dancer. Immer im richtigen Sekundenbruchteil befindet sich ihr Körper in der Luft. Gegensätzliche Gefühle wie Staunen und Erschütterung können in einer Show vereint werden. Nicht umsonst galt die Tragödie schon in der Antike als hohe Kunst. In ausdrucksstarker Choreografie wurde erzählt, wie ein liebendes Paar zwischen zwei feindliche Fronten gerät. Ein Speerstoß beendet den Konflikt mit dem Tod der Heldin. Der Entsetzensschrei des Geliebten erschüttert das Publikum.
Die Jury hatte es nicht leicht mit der Wertung der dargebotenen Leistungen. Verglichen werden die Auftritte hinsichtlich ihrer Originalität, ihres Ausdrucks und ihrer Perfektion. Damit alle drei Kriterien sich stimmig ergänzen, bedarf es unendlich vieler mühevoller Trainingsstunden. Alle teilnehmenden Gruppen können sich als Sieger fühlen. Denn mögen die Erzählungen, künstlerischen Elemente und Emotionen auch noch so unterschiedlich gewesen sein: Das Zuschauen war bei jeder Vorführung ein Vergnügen.